„Postfaktisch“ ist der Begriff des jungen Jahres und schon touren Philosophen und kluge Menschen verschiedener Disziplinen durch‘s Land, um über das Phänomen zu referieren. Man könnte meinen, es wäre etwas ganz Neues… Menschen, die die Unwahrheit behaupten und es so lange wiederholen, bis sie es selbst glauben und es anderen glaubhaft machen, gab es schon immer... Geschichtsbücher strotzen nur vor solchen Typen. Es sind die Sieger, die ihre Version der Geschichte niederschreiben ließen, die Version der Unterlegenen fand selten Gehör.
Als Yogis wissen wir, dass wir dem denkenden Geist, dem Mind, und dem Gedächtnis ohnehin nicht vertrauen können. Unsere Wahrnehmung der „Realität“ ist sehr begrenzt- wir nehmen nur das wahr, was wir durch unsere Sinnesorgane aufnehmen können und selbst das ist äußerst selektiv. Wir nehmen nur das wahr, auf das wir fokussiert sind- schauen wir gerade auf unser Smartphone auf der Straße, würden wir selbst eine Schießerei nicht mitbekommen… oder wenn unsere Aufmerksamkeit gerade bei einem Gespräch ist, bekommen wir nicht mit, dass draußen der Sturm tobt… das ist ganz normal und gesund, so funktioniert eben unser Gehirn.
Die Wahrnehmung wird aber darüber hinaus durch die Brille unserer Konditionierungen gefiltert, das heißt, jeder nimmt eine Situation anders wahr, bemerkt andere Details, hat andere Assoziationen, die wiederum andere Gefühle hochkommen lassen. Ein Vorfall, 10 Zeugen, 10 verschiedene Versionen der Story… Wo bleibt die Wahrheit? Gibt es sie wirklich?
Deshalb: "Jenseits von richtig und falsch liegt ein Ort. Dort treffen wir uns." (Rumi)